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Heimreise von Halblech nach Brugg

Schön war das im Allgäu! Es hat uns so gut gefallen, dass wir erwägen, im nächsten Frühsommer auf dem Lechweg zu wandern.

Ein letzter Blick vom Hotelbalkon in die Ammergauer Alpen

Aber nun geht es erst einmal zurück nach Hause. Die Reise beginnt um 11 Uhr mit dem Bus, der uns zurück nach Füssen fährt. Er kommt fünf Minuten zu spät, und die Verspätung vergrössert sich noch im stockenden Verkehr vor dem Zentrum der Stadt. Wir bleiben locker, da wir viel Zeit haben, bis der Zug um 12.14 Uhr fährt.

Es ist eine Art Interregio, der nach München fährt, also nordwärts. Ich freue mich auf die gemütliche Fahrt bis Buchloe, die rund fünf Viertelstunden dauern soll. Man guckt ins Land, und die Haltestellen tragen so hübsche Namen wie «Weizern-Hopferau». Dort hält der Zug zum ersten Mal. Dann stellt die Diesellok ab. Nicht gut. Man müsse eine Viertelstunde abwarten wegen eines entgegenkommenden Zuges, der eine Störung hatte, heisst es. Die Viertelstunde wird zur halben Stunde, und das ohne Klimaanlage. Anschluss in Buchloe adieu. Wir sind nicht mehr so locker, und Christof reserviert für uns neue Plätze im späteren Zug ab Buchloe.

Irgendwo an der Bahnstrecke, hoffen kann man immer …

Als wir endlich mit 25 Minuten Verspätung in Buchloe ankommen und uns schon auf eine anderthalbstündige Wartezeit gefasst machen, kommt die erfreuliche Durchsage, dass auch unser Anschlusszug Verspätung hat. Wir müssen kaum zehn Minuten warten und können dann in unseren geplanten Zug einsteigen, der uns direkt nach Zürich fährt. Christof storniert unsere Plätze im Folgezug wieder.

Nun blööterlen wir Richtung Schweiz, die Verspätung wird am Schluss 65 Minuten betragen. Für uns spielt das keine Rolle, aber der Zustand der Deutschen Bahn ist wirklich kein Zustand. Und die Strecke zwischen Zürich und München kein Ruhmesblatt. Kurz nach 18 Uhr sind wir in Brugg.

Christofs Wanderschuhe werden gründlich gereinigt, meine werden direkt entsorgt.

Zuhause freuen wir uns sehr auf das eigene Bett und etwas weniger auf die Waschung der schmutzigen Sachen. Wer sich ganz sicher über unserer Rückkher freut, sind die beiden Krähen, die regelmässig von Christof mit Nüssen verwöhnt werden.

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Etappe 11 von der Kenzenhütte nach Halblech

Gestern endete unsere Etappe in der Kenzenhütte, wo wir den Bus bestiegen, der uns ins Tal hinunterbrachte zum Kenzenparkplatz in Halblech. Die Busfahrt gab uns einen Eindruck, was uns auf der letzten Etappe erwarten würde: eine 12 Kilometer lange Talwanderung durch den Wald, mehr oder minder entlang der Fahrstrasse. Unsere Begeisterung darob hielt sich in Grenzen, weshalb wir gestern Abend über die Bücher beziehungsweise über die Karte gegangen sind. Insbesondere auch, weil Brige vom Hotel aus eine Bahn auf die Buchenbergalm ausgemacht hatte. So beschlossen wir, morgen, also heute, von der Kenzenhütte zur Buchenbergalm statt zum Parkplatz zu wandern.

Etwas Sorgen machte uns aber die Bergfahrt mit dem Bus zur Kenzenhütte. Werden wir heute Morgen Platz finden? Der Kleinbus nimmt 20 Passagiere mit und fährt jede Stunde vom Parkplatz hoch. Wir starten deshalb um Viertel nach Acht im Hotel und legen die zweieinhalb Kilometer im Eilschritt zurück. An der Haltestelle sammeln sich schon viele Wandervögel und Ausflügler, kein Wunder bei diesem Wetter. Klar ist auch, das sind zu viele Personen. Und es kommen immer noch mehr.

Pünktlich fährt der Kleinbus vor, am Steuer Frau Schwarz vom hiesigen Fuhrunternehmen. Sie lässt die wenigen Passagiere der Talfahrt aussteigen, dann bewegt sich die ganze Traube Richtung Einstiegstüre, wo Frau Schwarz aussteigt und mit lauter Stimme verkündet (sic!): „Stopp! Keiner bewegt sich! Es kommt noch ein zweiter Bus! Ich zähle jetzt 19 Personen für den ersten Bus ab!“ Die Meute, plötzlich lammfromm und eingeschüchtert, platziert brav das Gepäck hinten und steigt ebenso brav ein.

Wir sind im zweiten Bus, die Bergfahrt für eine Strecke von 11 Kilometern und einer guten halben Stunde Fahrzeit im komfortablen Mercedes Kleinbus kostet uns 5½ Euro pro Person, ein Schnäppchen!

Unterwegs zwischen Berghof und dem Kenzenparkplatz.
Am Kenzenparkplatz. Die Hütte oben ist geöffnet.
„Commander-in-chief“ Schwarz (nur Teilansicht verfügbar) waltet ihres Amtes .

Bei der Kenzenhütte angekommen, verzichten wir schweren Herzens auf ein erstes Bier (schöne Geschichte zum Büble Bier!) und wandern gemütlich talwärts.

Allgäuer Büble Bier (seit 1394!).

In unserem Reiseprogramm findet sich der generelle Hinweis, dass man in den Alpen unterwegs sei und die Bergwacht Bayern anrufen solle, wenn man unsicher sei, ob man die Etappe wandern könne. Wir verzichten auf einen Anruf oder sogar einen direkten Besuch bei der Bergwacht, deren heutige Aussenstelle sehr schön liegt.

Bergwacht Bayern. Die haben wir nie angerufen.

Der Talweg ist schön und bietet immer wieder Blicke in Seitentobel, wo es munter gurgelt und sprudelt.

Der Schafstallgrabengurgel, ein Seitenbach des Kenzenbachs.

Wir erreichen nach kurzer Zeit den sogenannten Wankerfleck, ein Hochtal oder besser eine waldumsäumte schöne Alpwiese, die talaufwärts einen prächtigen Blick auf das Ammergebirge erlaubt.

Das Hochtal Wankerfleck. Hinten rechts der Geiselstein (1879 Meter über NHN; ganz hinten in der Mitte die Hochplatte, 2082 Meter über NHN).

Der weitere Weg führt flach am Bockstallsee vorbei, über den Hinter- und den Vordertruchenbach, über den Tiefenbach zum Sattlermoosgraben, wo uns ein kurzer harter Anstieg zur Buchenbergalm führt. Dort herrscht reger Sonntagsbetrieb, viele Spaziergänger, viele e-Bikes, viele Hunde und viele grosse Biere auf den Tischen. Eine friedliche Stimmung!

Die Buchenbergalm mit Gasthof und Bergstation der Sesselbahn.
Auf dem Buchenberg (1142 Meter über NHN); Blick nach Norden, mit dem Forggensee.
Brige an der Arbeit: So entstehen die Bilder für www.brige.ch.

Dann folgt ein weiterer Höhepunkt des Tages: die Sesselbahnfahrt talwärts. Der Plausch für die 7 Minuten Fahrzeit ist mit 9½ Euro pro Nase nicht gerade billig im Vergleich zur Busfahrt am Morgen.

Talfahrt nach Buching (810 Meter über NHN).
Links das Ticket für die Bergfahrt, rechts das für die Talfahrt.

Der Parkplatz bei der Talstation ist praktisch voll belegt; ich hoffe, dass abends alle rechtzeitig den Platz verlassen, obwohl ich eigentlich gerne dabei wäre, wenn eine kostenpflichtige Entfernung vorgenommen wird.

Klare Ansage.

Wenige Schritte nach der Talstation erspähen wir ein lauschiges Gartencafé. Schön, dass heute Sonntag ist, denn Cilli’s Cafestübel hat nur am Samstag und am Sonntag offen. Wir werden von Cilli persönlich bedient und leisten uns ein Stück Orangen-Sanddorn-Sahnetorte und ein Stück Karamelltorte. Im Garten ist’s wunderschön.

In Cilli’s Cafestübel im Garten.

Nach der Stärkung geht es kulinarisch weiter. Wir besuchen den jungen Alten Wirt im Ort und reservieren einen Tisch bereits auf 17 Uhr, da später alles ausgebucht ist.

Jetzt geht es noch 2 Kilometer zurück nach Berghof in unser Hotel; der Weg an der stechenden Sonne ist nicht das allergrösste Vergnügen. Es sind viele Radfahrer unterwegs, radelnde Touristen und Sportler. Das Angebot ist entsprechend ausgerichtet, wir passieren einen Fahrrad-Schlauch-Automaten. Der sieht aus wie ein umgebauter Zigarettenautomat.

Der Schwalbe-Fahrradschlauch-Automat.

Um halb Fünf brechen wir im Hotel wieder auf und spazieren zum Alten Wirt. Jetzt brennt es richtig heiss vom Himmel. Im Gartenrestaurant schauen auch die anderen Gäste ziemlich geschlaucht aus. Das Essen ist ausgezeichnet und der anschliessende Verdauungsspaziergang tut uns gut. Am Himmel türmen sich direkt über uns riesige Gewittertürme und kaum sind wir zurück, beginnt es um 18:35 zu schütten.

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Etappe 10 vom Tegelberg zur Kenzenhütte

Alle Befürchtungen von gestern, dass wir irgendwo anstehen müssen, weil es zu viele Leute hat, sind unbegründet. Mit dem Bus fahren wir von Füssen zur Talstation der Tegelbergbahn, und da wir unsere Tickets schon haben, können wir gleich hinein in die Gondel. Kurz vor zehn Uhr starten wir unsere Wanderung im Ammergebirge. Die Landschaft ist grandios, schroff mit spektakulären Felsen und einer schönen Flora. Immer wieder bieten sich uns neue Ausblicke, und wir können uns kaum sattsehen an diesem «Hammergebirge».

Auch die Flurnamen gefallen mir: Wir verzichten auf die Besteigung der Ahornspitze, überqueren den Ahornsattel und steigen leicht ab zur Straussbergalpe. Weiter geht es zum Niederstraussbergsattel, dann weiter entlang des Schwangauer Kessels hoch zum Gabelschrofensattel.

Im Zickzack hoch zum Gabelschrofensattel (Blick vom Ahornsattel)

Bis hierhin ist der Weg ein Genuss, ein guter Bergwanderweg ohne besondere Schwierigkeiten, der immer wieder Seitenblicke erlaubt, zum Beispiel auf die Langspornige Handwurz:

Gymnadenia conopsea

Nach dem Gabelschrofensattel, dem mit 1’940 m üNN höchsten Punkt unserer gesamten Wanderferien, beginnt der Abstieg in einem Talkessel unterhalb der Hochplatte, der ziemlich ruppig ist, steil und voller Geröll. Man muss wirklich jeden Schritt mit Bedacht setzen, was ziemlich anstrengend ist. Die Landschaft bleibt eindrücklich wild. In dem karstigen Gelände finden wir kaum einen Rastplatz, um uns endlich zu stärken. Bisher hatten wir nur Trinkpausen gemacht, denn es ist recht warm und drückend.

Rechts oben wäre die Hochplatte, die Schwindelfreie ebenfalls begehen können.

Um 13.56 Uhr erreichen wir die Kenzenhütte, wo wir vier Minuten später den Bus nach Halblech besteigen. 19 Fahrgäste haben Platz; es reicht für alle Wartenden. In die Kenzenhütte einkehren können wir morgen, wenn unsere letzte Etappe dort startet.

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Etappe 9 von Füssen zum Tegelberg

Da die Wetterprognose hohe Temperaturen voraussagt und wir heute hoch hinaus wollen, starten wir früh. Kurz nach 8 Uhr wandern wir durch die menschenleere, wunderbar schöne Altstadt von Füssen. Alles ist frisch und ruhig.

Kein Vergleich mit gestern Abend, als an der Reichenstrasse, der Hauptgasse, alles gerammelt voll war und gefühlt alle 50 Meter eine Musik spielte. Wir befinden uns hier im touristischen Epizentrum des bayerischen Märchenkönigs Ludwigs II. Und das merkt man. An jeder Ecke kann man Kitsch kaufen, oder Musicalkarten zu LUDWIG². Marketingmässig wird nichts ausgelassen. Den Leuten scheint es zu gefallen, in der Altstadt gab es gestern kaum ein Durchkommen. Im Restaurant erklärte uns der Wirt, er könnte jeden Tisch abends dreimal verkaufen.

Der erste Abschnitt führt über die Lech und dann den Kalvarienberg hoch. Das bedeutet ein erster steiler Anstieg, der oben mit einem prächtigen Blick über die Stadt endet.

Oben beim Füssener Kalvarienberg.
Blick auf Füssens Altstadt.

Der anschliessende Alpenrosenweg wird seinem Namen nicht gerecht, dafür kommen uns zwei Läuferinnen entgegen, die wohl auch die Morgenruhe schätzen. Linkerhand in der Tiefe können wir den Schwansee ausmachen. Die Gegend um Füssen ist übersät mit Seen. Ein kurzer Abstieg führt uns zum Alpsee. Hier tummeln sich die Touristen, die mit Bussen herangekarrt werden, denn es gibt das Schloss Hohenschwangau zu bewundern, eines der kunstvollen Schlösser Ludwigs II. Daneben befindet sich das zugehörige Museum, in dem man sicher einges erfahren würde. Allein, wir haben andere Pläne. Wie die meisten hier; ich höre, wie eine amerikanische Mutter ihre Familie informiert: „Just a short stay – 30 minutes!“ Diese Zeitspanne reicht aber aus, dass sich die perfekt geschminkten jungen Instagrammerinnen vor dem Alpsee gekonnt in Szene setzen können. Die sozialen Medien wollen schliesslich gefüttert werden.

Schloss Hohenschwangau.
Das Museum mit allem zu Königen und Schlössern.
Instagrammable!

Wir schmunzeln über den touristischen Massenbetrieb und die Auswüchse hier. Alles will hoch zu Schloss Neuschwanstein; die Strasse ist tagsüber exklusiv für die Touristen-Shuttles reserviert, also muss, wer kein Bus-Ticket hat, den steilen Kiesweg hochmarschieren. Kein Ticket hat auch das polnische Paar, das mit seinem Auto den Kiesweg hochfahren will und an der Schranke vom Personal freundlich, aber sehr bestimmt über das kleine Einmaleins des Neuschwansteinbesuchs informiert wird.

Hier werden von 08:00 bis 19:00 Uhr Touristen hochtransportiert.

Wir wandern gemütlich mit vielen anderen hoch und gehen davon aus, dass unsere Wanderroute bald vom Weg abzweigt und wir in Ruhe hochsteigen können. Aber weit gefehlt! Unsere Route führt direkt über die Marienbrücke, die in atemberaubenden 90 Metern Höhe die Pöllatschlucht überspannt, und die einen ebenso atemberaubenden Blick auf Schloss Neuschwanstein erlaubt, das bayerische Zentrum des Kitsches. Ebenso beeindruckend ist später auch der Blick von oben auf die Marienbrücke.

Phantastischer Blick auf Schloss Neuschwanstein.

Phantastischer Blick auf die Touristen, die einen phantastischen Blick auf Schloss Neuschwanstein haben.

Jetzt endlich zweigen wir ab und werden gleich eingestimmt auf den ruppigen Anstieg. Die ersten dreihundert Höhenmeter sind richtig streng, grosse Stufen, verblocktes Terrain, viele grosse Wurzeln fordern volle Konzentration. Zwischendurch ist nicht immer ganz klar, welches der Hauptpfad ist und wir stehen einmal kurz vor einem wirklich steilen Abhang, wo andere Wanderer am Fotografieren sind. Der Blick in die Weite ist aber auch unbezahlbar. Wir haben, passend zur Gegend und zum Thema, wirklich königliches Wetter.

Jetzt wird’s ernst, der Aufstieg beginnt.
Blick auf zwei der acht Seen. Der Forggensee und rechts der Bannwaldsee.

Der Weg führt im Wald hoch, wir sind oft nur wenig der Sonne ausgesetzt, zum Glück. Im oberen Abschnitt wird der Weg wieder etwas breiter und angenehmer zu gehen und so erreichen wir in drei Stunden die Bergstation der Tegelbergbahn, unseren heutigen Etappenendpunkt.

Das Ammergebirge. Unten rauscht die Pöllat in der gleichnamigen Schlucht.

Hier oben herrscht ziemlich Betrieb. Vor allem beim Startpunkt der Gleitschirm- und Hängegleiterpiloten versammelt sich viel Publikum, das filmt und kommentiert oder einfach nur die spektakuläre Szenerie geniesst. Wir können uns grad keinen schöneren Ort vorstellen; oder doch?

Anderswo soll es noch schöner sein? Ach was.
Flugbetrieb auf dem Tegelberg. Hinten die Gleitschirme, vorne die Hängegleiter.
Kurz vor dem Start.

Wir verspeisen das Lunchpaket des Hotels, lassen Beine und Seele baumeln und gucken in die Gegend. Schön ist’s.

Mit der Seilbahn gleiten wir später in wenigen Minuten dem Tal entgegen; aus der Kabine erspähen wir einen zweiten Pfad, der auf den Tegelberg führt, der noch steiler als unserer aussieht. Ähh, danke nein, lieber die Seilbahnkabine.

Unten staunen wir über die Massen, die noch hoch wollen. Die Leute warten in der Talstation und in drei Reihen vor der Talstation. Das dauert wohl, denn die Kabine fasst nur 34 Personen. Das macht uns ein wenig Sorgen, denn unsere nächste Etappe morgen startet oben auf dem Tegelberg, wir müssen also mit der Bahn hoch, die erste Fahrt ist um 9 Uhr, der Wetterbericht ist sehr gut, da sind wir wohl nicht alleine. Wir kaufen für alle Fälle schon einmal die Tickets für morgen.

Talstation der Tegelbergbahn. Riesige Warteschlange um 12:45 Uhr. Die wollen alle noch hoch.

Dann geht es mit dem Bus 78 bis zur Haltestelle „Füssen, Pulverturm“. Wir vertrödeln noch etwas Zeit im wunderbaren Baumgarten über der Stadt, schlendern dann am Hohen Schloss vorbei zum Bahnhof, wo wir eine eiskalte Cola kaufen, die wir auf einer Bank im bahnhofsnahen Park trinken. Vor uns in der Wiese haben zwei junge auffallend gut angezogene Frauen eine Decke ausgebreitet, nein, kein Picknick, sie setzen sich in Pose und fotografieren sich gegenseitig mit ihren Smartphones.

Brige entsorgt die leere PET-Flasche im Abfalleimer neben der Bank. Rasch nähert sich eine ältere Frau und fischt die Flasche wieder raus, denn in Deutschland gibt es Pfand auf PET-Flaschen.

Ein Eingang ins „Hohe Schloss“in Füssen.
Richtig; hier ist unter anderem das Finanzamt untergebracht. Brige denkt über eine berufliche Neuorientierung nach.

Doch zurück zu den wichtigen Fragen für uns Royal-Experten. Woran starb König Ludwig II wirklich? Ist die offizielle Todesursache Selbstmord korrekt? Oder werden auch hier wichtige Fakten unterschlagen? Was wusste der Fischer, der die Leiche fand? Wer mehr erfahren will, liest hier weiter.

Ludwig II; Büste unterhalb der Ruine Falkenstein.

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Etappe 8 von Pfronten nach Füssen

Gestern Abend nach dem Hamburgeressen haben wir auf dem Abendspaziergang noch einen hübschen Moorpfad entdeckt, wo ich den Faulbaum kennengelernt habe, den brauche ich dann für das Zertifikat 400 „Iris“. Und auch heute komme ich für einmal botanisch voll auf meine Kosten. Der steile Aufstieg zur Burgruine Falkenstein führt durch einen lichten Wald mit vielfältiger Flora. Es blüht ja nicht mehr so viel im August, aber wir sehen Graslilien, Wald-Witwenblumen, Tauben-Skabiosen, Sterndolden, Schwalbenwurz und viele Glockenblumen. Es ist eine schöne Abwechslung nach all den überdüngten Kuhweiden.

Auch die Aussicht ins Tal und in die Berge ist toll, allerdings ist der Weitblick durch viel Dunst getrübt. Es hat auch noch Wolken, aber die werden bis heute Abend vollständig verschwinden. Wir kommen am wohl schönsten Yoga-Platz weit und breit vorbei.

Wir geniessen die Aussicht von der Burguine und wundern uns, dass trotz des grossen Restaurants unterhalb kaum jemand hier ist.

Blick zurück auf Pfronten

Auch dem Vielstängeligen Fingerkraut gefällt es auf der Burgruine Falkenstein:

Potentilla caulescens

Der Weg führt uns weiter auf dem Zirmgrat, wo es einfach wunderschön ist und einige Aussichtspunkte hat.

Einmal mehr überqueren wir die Grenze zu Österreich und steigen ab Richtung Neue Salober Alpe. Wir treffen nun auf immer mehr Wanderer – kein Wunder: Auf der Neuen Salober Alpe hat es ein Restaurant, und eine breite Waldstrasse verbindet sie mit dem Alatsee. Nun kommen zu den vielen Spaziergängern auch noch unzählige Velofahrer. Am Alatsee machen wir erst einmal Pause, bevor wir ihn mit vielen anderen zusammen umrunden.

Der ökologisch höchst interessante Alatsee ist in der Tiefe voller Purpur-Schwefelbakterien.

Kaum haben wir den See verlassen, haben wir den Wanderweg praktisch wieder für uns allein. Es geht nun noch etwa fünf Kilometer durch einen lauschigen Buchenwald, und zwar bis praktisch oberhalb der Füssener Altstadt. Durch das Tor zwischen dem Hohen Schloss und dem Kloster St. Mang schreiten wir in die Stadt – und sind erstmal erschlagen von der Unmenge an Touristen. Unser Hotel finden wir rasch, aber da unser Gepäck noch im Stau steht, gehen wir erst einmal Kaffee trinken.

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Ruhetag in Pfronten

Zwei Tage Sonnenschein ist zu viel verlangt; der Himmel ist bewölkt und es ist am Morgen recht kühl. Das macht aber nichts, denn heute ist ein Ruhetag vorgesehen. Wir wollen trotzdem einen kleinen Rundgang um Pfronten unternehmen, damit wir nicht ganz aus der Übung geraten.

Die Pension, in der wir zwei Mal nächtigen, hat ihre beste Zeit schon sehr lange hinter sich; das Erdgeschoss ist völlig eingewachsen, im Innern ist von unten bis oben alles mit Krimskrams vollgestopft, überall stehen Nippes und Pflanzentöpfe herum, in den Gängen stapelt sich Zeugs, das ich ver- oder eher entsorgen würde, aber ich wohne ja nicht hier.

Unser Zimmer ist geräumig und verfügt über einen Nebenraum, wo wir unser Gepäck aufbewahren können. Und unser Badezimmer ist mit einem Aschenbecher ausgestattet! Ich erwäge ernsthaft, sofort mit Rauchen zu beginnen.

Da würden sogar Zigarren reinpassen.

Gestern Abend beim Stöbern auf Pfrontens Website für unseren heutigen Spaziergang bin ich auf den Pfrontener Alpengarten gestossen. Als ich „Naturgarten mit mehr als 450 Pflanzenarten des Alpenraumes“ erwähne, ist für die Bellis-Trägerin klar, da müssen wir morgen hin! Also wandern wir auf einem schönen Rundweg rund um Pfronten, stoppen da und dort, besichtigen eine uralte wassergetriebene Hammerschmiede, die aussieht, als wäre sie gestern verlassen worden, passieren die Bläsis-Mühle und gelangen endlich zum Alpengarten.

Frisch geschnittene Erle.
Bei der Bläsis-Mühle, die heute eine Hotel-Anlage ist.
Endlich im Alpingarten, wo nicht mehr so viel blüht.
Auch im Alpingarten: Das muss ein Neophyt sein.
Die Täfelchen verdienten eine gelegentliche Auffrischung. Wir sehen aus der Familie der Osterluzeigewächse ein Asarum europaeum, auch bekannt als Haselwurz („Stängel kriechend“).

Apropos Täfelchen: Auch heute sehen wir wieder viele Verbotstafeln. Zum Glück fühlen wir uns auf dem offiziellen Wanderweg extrem befugt, berechtigt, kompetent und eingewiesen!

Nun gut, diesen Weg beschritten wir dann doch nicht.
Diesen aber schon!

Unterwegs geht unser Blick immer wieder hoch zur Ruine Falkenstein, der Namensgeberin des gestern getrunkenen Bieres und höchster Punkt unserer morgigen Etappe – Mahnmal und Ansporn zugleich!

Ruine Falkenstein.

Talabwärts geht der Blick Richtung Vils und Füssen, beide nicht im Bild, dafür ganz hinten die höchste Erhebung, der Säuling (2’047 m. ü. NHN) an der deutsch-österreichischen Grenze. Den werden wir aber nicht erklimmen.

Blick zum Säuling.

Und jetzt noch ein leidiges Thema: die Bahnhuperei. Durch die Gegend führt eine Bahnstrecke, die viele, wirklich viele unbewachte Bahnübergänge aufweist. Die Züge warnen vor jedem Bahnübergang mit einem Hupton, der den ganzen Talboden durchdringt und der bis in die Höhe gut zu hören ist. Das beginnt kurz nach 5 Uhr morgens und geht bis abends. Wir sind froh, dass nicht auch noch Güterzüge während der Nacht verkehren …

Hup, hup.
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Etappe 7 von Oy-Mittelberg nach Pfronten

Also geschlafen haben wir wunderbar im Bio-Schwurbel-Hotel, und auch das Frühstücksbuffet ist ausgezeichnet. Ausserdem scheint die Sonne, ein schöner Tag erwartet uns! Die Wanderschuhe sind noch nicht ganz trocken und auch die Wanderwege nicht, aber heute brauchen wir keine Regenausrüstung. Wir marschieren los Richtung Grüntensee, wandern ein bisschen seinem naturgeschützten Ufer entlang und überqueren den Damm des kleinen Stausees. Von dort bietet sich nochmals ein neuer Blick auf den Berg, den wir am Sonntag nicht besteigen konnten.

Zum letzten Mal: der Grünten

Ab nun geht es bergauf: vom Grüntensee auf 876 Metern bis auf den Alpspitz auf 1’575 Metern. Zu Beginn befürchten wir das Schlimmste, als wir auf ein Stück auf einem schlammigen Waldweg hochsteigen müssen, aber dann laufen wir lange auf einer breiten Waldstrasse, und zum Schluss auf einem steinigen Wanderweg, so dass unsere Füsse trocken bleiben. Je höher wir steigen, desto vielversprechender wird die Aussicht:

Blick zurück, rechts oben Mittelberg und Oy

Der Alpspitz ist ein Gipfel, der eine grossartige Rundumsicht bietet. Als er in Sicht kommt, staunen wir nicht schlecht: Oben sind viele Leute zu sehen. Und das, obwohl wir bei unserem Aufstieg kaum jemanden angetroffen haben. Da muss noch ein anderer Weg hinaufführen. Tatsächlich geht unser Weg über den Gipfel und auf der anderen Seite hinab zur Lachnerhütte, wo man mit der Sesselbahn hochfahren kann, was auch sehr viele Leute tun. Wir schiessen ein paar Fotos und machen uns gleich an den Abstieg.

Blick vom Alpspitz in die Alpen, irgendwie logisch …
Da gucken sie ins Tal, den halben Weg von der Lachnerhütte zum Alpspitz bereits geschafft.

Es ist nicht ganz wie immer. Auch zehn Minuten nach der Sesselbahnstation kommen uns immer noch viele Wanderer entgegen. Klar wollen alle den schönen Tag nutzen, um die Berge zu geniessen. Wir machen erstmal Pause, bevor wir in die Höllschlucht hinabsteigen. Schon beim Verzehren des Sandwiches habe ich den Eindruck, dass auf der moorigen Wiese unterhalb Wollgräser wachsen könnten. Und tatsächlich finde ich das Schmalblättrige Wollgras, das ich zu Hause nie entdecken konnte, etwas zerzaust zwar, aber trotzdem:

Eriophorum angustifolium

Via Kappeler Alp, die auch einen grandiosen Blick ins Land bietet, steigen wir nun den sehr steilen und ruppigen, nassen, und daher rutschigen Pfad hinab in die Höllschlucht, wo uns ein eindrücklicher Wasserfall erwartet. Wieder staunen wir über die vielen teilweise ungeübten Berggänger, die uns entgegenkommen.

Der Steinbach stürzt als grosser Wasserfall in die Höllschlucht

Von nun an ist die Wanderung gemütlich. Nachdem wir den Eingang der Höllschlucht erreicht haben, spazieren wir via Kappel nach Pfronten, wo wir in einer ruhig gelegenen Pension untergebracht sind. Die Unterkunft strotzt zwar nicht vor Modernität, aber unser Zimmer hat einen grossen Balkon mit einem schönen Blick ins Grüne. Und ein Brauhaus mit feinen bayerischen Spezialitäten ist auch in der Nähe. Hier bleiben wir wieder zwei Nächte.

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